Friday, January 28, 2011

Regen...

…gab es in Australien in letzter Zeit sehr viel. Auf unserem gemütlichen Tasmanien waren wir diesbezüglich verschont geblieben. Nicht dass man unter einer Hitzewelle zu leiden hatte und literweise Sonnencreme verbrauchte, aber es ging. Durchwachsen, aber eben nicht Queensland. Das sollte sich ändern, als Elbo und ich beschlossen, für fünf Tage die Ostküste mit seinem Toyota, der in Wirklichkeit ein Mitsubishi ist, wie sich mittlerweile herausstellte, entlang zu fahren.
Weil wir auch anderen Leuten unser erworbenes KfZ-Mechaniker-Geschick demonstrieren wollten, hatten wir uns für die zu erwartenden Pannen einen Gast mit ins Boot bzw. den Van geholt, nämlich die Jana (Foto nebenan, unter dem Hut). Goldige achtzehn und aus Bayern, aber niemand ist halt perfekt. Ziel der Unternehmung war es, so hatten wir im Vorfeld beschlossen, Jana dazu zu bringen, einmal während des Trips nein zu sagen, wenn ihr etwas angeboten wurde. Das war uns bei sämtlichen Alkoholitäten bis dato nicht gelungen, weil das blonde Ding mit dem ihr eigenen Gleichmut „Ja, warum nicht.“ säuselte und den Rachen öffnete. Aber diesmal hatten wir natürlich mehr in petto.
Am Mittwoch sollte es losgehen, am Dienstag fing es an zu regnen. Nun gibt es Regen und Regen. Dieser Regen war von einer Konsistenz und Ausdauer, der man als Fachmann nur Respekt zollen konnte. Der Schreiberling hatte so etwas seit den Tagen von Nottingham 1998 (insbesondere der Junimonat jenes Jahres) nicht mehr erlebt. Es wurde gar nicht mehr hell, überall nur graue Suppe. Davon unverdrossen rüsteten wir unseren blechernen Rappen und machten uns auf den Weg nach Bicheno, was so klingt wie eine Westernstadt in der Nähe der mexikanischen Grenze, in Wirklichkeit aber einen schönen Nationalpark mit reichlich Bäumen, Sträuchern und Wallabys beheimatet. Und natürlich den Apsley River, wie wir bald erfahren durften.
Da es im Dauerregen nicht viel zu erkunden gab, machten wir es uns im Van gemütlich und fragten Jana, ob sie so dies und das wolle. Sie wollte alles, und so legten wir uns allesamt gut breit schlafen. Als es am nächsten Morgen immer noch regnete, hielten wir es für angebracht, Bicheno zu verlassen und gleich Richtung Norden weiterzufahren, denn irgendwo musste das bessere Wetter ja sein. Doch der Apsley hatte andere Pläne (siehe Foto). Unglücklicherweise war die abgebildete, bzw. eben nicht abgebildete Straße die einzige, die uns aus dem Nationalpark führen konnte, so dass uns nichts anderes übrigblieb als zum Carpark zurückzukehren und auf bessere Zeiten zu hoffen.
Weil wir uns unseres Vermögens, in jeder Situation zurecht zu kommen, bewusst sind, machten wir uns keine Sorgen. Der Wald würde schon genug Nahrung bieten, hin und wieder ließe sich bestimmt ein Fisch fangen, und eine Frau zur Fortpflanzung und Arterhaltung hatten wir ja auch dabei. Als erstes platzierten wir auf unglaublich geschickte Weise eine Plane vom Transporter zu den Bäumen, die uns, wenn auch nur etwa brusthoch, die nötige Trockenheit zum Kochen spendete. Alsdann leisteten wir uns ein leckeres Omelette zum Frühstück und begannen recht frühzeitig, die Freude spendenden Ingredienzen herauszuholen und zu konsumieren.
So verging die Zeit, und als das Grau außerhalb des Fahrzeug in Schwarz überging waren wir wieder gut breit und konnten voller Stolz behaupten, noch nie einen Tag im Leben gehabt zu haben, an dem wir uns weniger bewegt hatten. Nämlich insgesamt ungefähr fünfzehn Meter für ein- zweimal Geschäft verrichten.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, regnete es ganz überraschend. Für ein paar Minuten während der Nacht hatte es aufgehört, ganz stark zu regnen, aber mittlerweile prasselte es wieder in gewohnter Weise. Frohen Mutes richteten wir uns also darauf ein zu frühstücken, Karten zu spielen und Bier zu trinken, wollten aber vorher noch einen Spaziergang durch den Nationalpark machen, um vielleicht das ein oder andere Wallaby zu erlegen, um die Vorräte aufzustocken.
Das gelang uns zwar nicht, aber dafür trafen wir ganz überraschend auf Menschen, und weil wir von Natur aus mit großer Kombinationsgabe ausgestattet sind, kamen wir zu dem Schluss, dass die Straße wieder befahrbar sein musste. Energische Nachfragen bei besagten Wesen bestätigten unsere Vermutung, und so konnten wir dann doch früher als erwartet unseren Archipel verlassen. Freilich nicht ohne Wehmut, denn schließlich waren wir für anderthalb Tage die unumschränkten Herrscher dieses Gebiets gewesen.
Der Weg führte uns nach St. Helens, wo es sehr stark regnete. Hier trafen wir an einer BBQ-Station auf Robinson Crusoe und seine Freundin, mit der wir gemeinsam am frühen Abend das Ende des Regens feierten. Und zwar ordentlich. Am nächsten Morgen waren es dann gleich 25 Grad, tief blauer Himmel und strahlendster Sonnenschein. Als wäre seit drei Wochen keine Wolke am Himmel gewesen. Flugs machten wir uns auf zur Byron Bay, der eigenen Aussagen zufolge zweitschönsten Bucht der Welt, wobei der Berichterstatter leider nicht weiß, wo sich die schönste befindet. Hierbei entstand denn auch nebenstehendes Foto, welches festhält, wie Jana Robinson Crusoe und seine Freundin über ihre Einstellung zur Globalisierung befragt und wie Nathans Ringparabel im Kontext der Klimaerwärmung zu deuten ist.
Durch die Hitze düsten wir gut zwei Stunden später wieder runter nach Freycinet, wobei der Schreiberling fast eine Schlange überfahren hätte, die sich unvorsichtigerweise auf dem warmen Asphalt sonnen wollte. Leider war das Exemplar, es war wohl eine Black Snake, offenbar so erschrocken, dass es bereits das Weite gesucht hatte, als Elbo zurückging, um es zu fotografieren. In Freycinet war es dermaßen heiß, dass wir uns den Regen zurückwünschten, als wir gut dreihundert Höhenmeter durch den Wald erklimmen mussten, um einen Blick auf die Wineglass Bay werfen zu können. Immerhin lohnte es sich.
Das Wasser war ebenso schön wie kalt, aber da die beiden anderen schon Mut bewiesen hatten, blieb auch dem Verfasser nichts weiter übrig als in die Fluten zu steigen, was sich in etwa so anfühlte, als würde man in ein Gefrierfach krabbeln. Nur größer. Auf dem Rückmarsch über die besagte Anhöhe war es dann soweit: Jana machte schlapp. Schweißüberstromt klagte sie davon, viel zu kurze Beine zu haben, und dass das ungerecht sei, usw. Trotzdem schleppte sie sich noch tapfer bis zum Auto und war dort die erste, die sich eine Kippe drehte. Danach schlief sie mehr oder weniger sofort ein und wachte nur noch mal abends zum Essen kurz auf.
Für die letzte Nacht hatten wir uns ein lauschiges Plätzchen nicht weit entfernt von der See gewählt, wo wir den Trip gemütlich ausklingen ließen und darauf achteten, dass auch wirklich alle Freude spendenden Vorräte vertilgt wurden.

1 comment:

  1. Da hat der Schreiberling ja noch einmal Glück gehabt, wenn Blondi nur auf die ihr gestellten Fragen mit dem angeführten Ausspruch antwortete. So kann (oder konnte) er doch exakt und wohlbedacht formulieren oder gar Suggestivfragen stellen. Im anderen Fall stelle man sich vor, Blondi "verlangt" das eine oder andere, ohne gefragt worden zu sein !?
    Beim Betrachten des Fotos Nummer 3 (Robinson flankiert von Damen), hatte ich beim ersten Hinsehen für den Bruchteil einer Sekunde gedacht, der in der Mitte ist der Schreiberling. Dieser Verdacht kam wohl allein durch die typischen Shorts zustande. Doch konnte er es in der Tat gar nicht sein, zu kurz und ein leicht gewölbter Vorderrücken. Trotzdem bleibt in diesem Zusammenhang die Frage bildlich unbeantwortet: Wie mag der Schreiberling inzwischen aussehen ? Vollbart ? Zerschlissene Shorts ?
    Vielleicht bringt einer der nächsten Blog-Beiträge Aufklärung ?!!

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