Wednesday, January 5, 2011

Bruny Island...



…befindet sich 30 km südlich von Hobart und lässt sich geschmeidig durch eine 20 minütige Überfahrt mit der Fähre erreichen. 2006 und 2008 hat das idyllische Eiland den Award für die beste Tourismusattraktion Australiens erhalten, und Elbo und ich haben Einiges dafür getan, dass der Preis für 2011 auch wieder an das Inselparadies geht. Normalerweise bewundert man hier Pinguine, Seelöwen, Delfine, Wale plus die auf dem Land übliche reichhaltige Flora und Fauna; diesmal gab es für alle die, die mit uns auf der Fähre waren, gleich zu Beginn einen neuen Star zu bewundern: unseren hartgesottenen, unermüdlichen, wenn auch manchmal etwas streitsüchtigen Toyota Van.

Wie aus einem der vorangegangenen Posts ersichtlich offenbart sich die Widerspenstigkeit unseres Gefährts zumeist in höchst unglücklichen Momenten. Hier war es der Augenblick, da wir das Schiff verlassen wollten. Weil wir umweltbewusste Menschen sind, hatten wir selbstverständlich den Motor während der Überfahrt abgestellt, aber als Elbo nun die Zündung betätigen wollte, verweigerte das Gerät seine Zustimmung. Vielmaliges Rackeln, was sonst immer als Allheilmittel wirkte, funktionierte nicht. Die Zündung blieb aus.
Nun kann sich jeder vorstellen, dass die Möglichkeiten des Verlassens einer Fähre begrenzt sind. Hier gab es genau eine Rampe, weshalb wir auch relativ rasch in den Mittelpunkt des Interesses gerieten. Ein besonders interessierter, wild gestikulierender Angestellter des Fährbetriebs kam denn auch sogleich heran und erkundigte sich nach dem Zustand unseres Vehikels. Darüber konnten wir nur bedingt Auskunft geben, lernten aber im Laufe des Gesprächs immerhin eine neue Vokabel (kill switch – was wohl Kurzschluss heißt). Das schien durchaus plausibel, denn bei laufendem MP3-Player und angeschlossenem Kühlschrank war es der Sicherung vielleicht einfach ein bisschen zu viel, jetzt auch noch den Anlasser anzuschmeißen.
Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf begannen wir zusammen mit großen Teilen der Bedienschaft den Wagen auf die Rampe zu schieben, was dem Schreiberling sehr recht war, weil er nur ungern zu lange im Mittelpunkt steht. Dann wurde die Rampe gesenkt, und unser Toyota durfte frohen Mutes aufs Land rollen. Es sollte für einige Zeit seine letzte Bewegung gewesen sein.
Bruny Island ist etwas größer als Rügen, und es ist nicht so, dass es dort vor Kfz-Werkstätten nur so wimmelt. Eine Option, die uns im nahegelegenen Store vorgeschlagen wurde, bestand darin, den Wagen zurück auf die Fähre zu rollen und auf dem Festland nach geeigneten Mechanikern zu forschen. Das hätte natürlich nicht nur unsere sorgfältig ausgearbeiteten Pläne durcheinander gebracht, sondern noch dazu das Reisebudget nachhaltig beeinflusst. Also machten wir uns selbst ans Werk, bzw. vorrangig Elbo, während sich der Schreiberling bis auf einige gut gemeinte Kommentare und aufmunternde Worte eher im Hintergrund hielt.
Ein interessierter Blick in den Motorraum verriet bis auf die Tatsache, dass eine Hohlraumkonservierung dem Gefährt gut tun würde, nicht viel Neues. Der Sicherungskasten hatte alle möglichen Schalter, aber keinen für die Zündung (sehr wahrscheinlich, weil es keinen gibt), also begannen wir, das Problem räumlich anzugehen und die Lenkradabdeckung abzuschrauben, weil die darunter befindlichen Elemente der Zündung am nächsten sind. Diese clever durchdachte Strategie war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, denn die Abdeckung weigerte sich hartnäckig, den Weg frei zu geben, und weil Gewalt niemals eine Lösung ist, ließen wir schließlich davon ab.
Eine gewisse Ratlosigkeit machte sich breit, währenddessen wir nochmals ohne rechten Glauben im Motorraum rumstocherten. Und siehe da, einmal an der richtigen Stelle gestochert, und schon begannen die Scheibenwischer voller Inbrunst über das trockene Glas zu wedeln . während die Warnblinkanlage freudig flackernd das Ende der stromlosen Zeit verkündete (im allgemeinen Frust hatten wir sämtliche Schalter und Hebel betätigt). Nachdem alle Indizien zusammengetragen wurden, konnten wir kombinieren, dass sich das Kabel vom Minuspol etwas gelöst hatte und dadurch den fehlenden Stromfluss verursacht hatte.
Justament als die Fähre wieder zurückkam, hatten wir die Batterie gefixt und konnten, begleitet von den bewundernden Blicken der Fährbesatzung, die Reise fortsetzen.
Zunächst ging es zum Strand, doch nach einigen vergeblichen Versuchen, die Sonne dauerhaft zum Vorschein zu bringen, entschieden wir uns, auf den südlichen Teil der Insel zu fahren, um hier einen Walk hoch zum Cape Flutes vorzunehmen. Mittlerweile war es später Nachmittag, was wir jedoch selbst nicht wussten, weil wir uns auf die Uhr im Auto verließen, die sich jedoch mitsamt der Batterie eine Auszeit genommen hatte und dementsprechend ein gehöriges Stückchen hinter hing. Allerdings erwies sich dieser Umstand als überaus glücklich, denn auf dem nun folgenden, etwa vierstündigen Walk gerieten wir in die Dämmerung hinein, was die Zeit ist, in der die meisten Tiere Australiens aktiv werden.
Das erste Wesen, das unserem naturforscherlichen Drang zum Opfer fiel, war der hiesige Ameisenigel, oder wie der Australier sagt: Kidner. Nebenstehend kann man ein Exemplar dieser Gattung bewundern, und wenn man sein Antlitz noch sehen könnte, würde man feststellen, dass die Kreatur in der Tat, wie der Name schon sagt, eine Mischung aus Igel und Ameisenbär ist. Leider verkroch sich das Geschöpf unter dichtem Gezweig und war auch durch gutes Zureden nicht zu einem Interview zu gewinnen. Der Kidner ist ein recht gemütlicher Zeitgenosse, der sich hauptsächlich von Insekten, Käfern und anderem Gekreuch ernährt. Einmal blickte er auf und maß die beiden Forscher mit gelangweilten Blick, bevor er das Haupt wieder senkte und seiner üblichen Verrichtung nachging, die auf dem Bild relativ gut eingefangen wurde.
Etwas mehr war dann schon bei den Wallabys los, die wir kurz darauf in einer Lichtung sehen konnten. Im Bewusstsein ihrer großen Sprungkraft ließen sie uns ziemlich nahe herankommen, so dass beeindruckende Filmaufnahmen entstehen konnten. Die Verzerrungen im Bild sind der Tatsache geschuldet, dass der Verfasser im Zuge der Annäherung die typische Hüpftechnik der Wallabys nachzuahmen versuchte.
Mittlerweile war es richtig dunkel geworden, und wir machten uns auf den Weg nach Cloudy Bay, wo wir unser Nachtlager geplant hatten. Hätten wir es darauf angelegt, hätte es zum Dinner Wallaby-Fleisch gegeben, so viele der rastlosen Hopser versuchten sich vor unser Auto zu stürzen. Aber wir hatten ja ordentlich eingekauft, und so gab es eine Reispfanne mit ordentlich Kalbsfleisch, wonach wir es uns im Hinterleib des Toyotas gemütlich machten und mit dem Rauschen der Meeresbrandung und einer Flasche tasmanischen Biers in den Schlaf gewogen wurden.

5 comments:

  1. Nachdem ich nun geschlagene 6 Tage auf den nächsten blog warten musste, war ich doch erstaunt, dass dieser doch wider Erwarten verhältnismäßig kurz gefasst ist. Vermutlich war der Rutsch ins neue Jahr für Dich doch noch viel Anstrengender als ich das als pflichtbewußter Angestellter einer Deutschen Behörde überhaupt nur vermuten kann. Na ja, und in der letzten Zeile ist dann auch endlich mal etwas zum Thema Erfrischungsgetränke gesagt. Das reicht sicherlich noch nicht aus, ist aber ein gut gemeinter Anfang für ausführliche Schilderungen exzessiver Partys und deren Folgen, wobei man zwangsweise zum nächsten der beiden Themen gelangt, welche die "Hinterbliebenen" doch auch interessiert. Möglicherweise gibts hier ja künftig nicht nur Fotos von Kidnerhintern.

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  2. Ahoi Guido,

    ich vermisse das "Toyota-im-Weg-Guido-im-Mittelpunkt-Elbo-in-Action"-Foto vor, über oder hinter der Fährenrampe zu Bruny Island.

    Grüße aus Hamburg,
    der Dreikönigs-Reise-Nudel

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  3. @Jens:
    Ich auch!

    Was treibste denn in Hamburg?

    Schoene Gruesse
    Guido

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  4. @Michael:
    Sobald ich wohlgeformte Hinterteile der hiesigen weiblichen Bevoelkerung zielsicher und widerstandslos vor die Linse kriege, werden sie natuerlich hier exklusiv veroeffentlicht. Einschliesslich den sie umgebenden Begleitumstaenden (soweit noch im Gedaechtnis vorhanden).

    Hast du denn eigentlich auch nen Blog hier? (Bin noch ziemlich dumm und unbewandert, was das betrifft, und die Zeit im Internet ist hier sehr knapp und kostbar.)

    Tasmanische Gruesse
    Guido

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  5. Hallo Guido,

    zum ersten Teil Deines comments:
    Na dann eben nicht.

    zum zweiten Teil:
    Ich habe mich bisher immer standhaft geweigert, so etwas einzurichten, was Du auch an meinem comment unter Deinem allerersten Beitrag ablesen kannst.
    Im übrigen denke ich, lohnt das wohl nur, wenn man ne Masse Leute "da mit hineinziehen" kann.
    Aber nichts genaues weiß ich nicht, komme jetzt auch schon so langsam in das Alter, wo man "Neuerungen" bewußt ignoriert.
    Wünsch Dir noch ein paar schöne Monate.

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